unser kielwasser

Viele Blogleser möchten gern auf einer Karte sehen, woher wir genau segeln und welche Orte wir anlaufen. Wir haben dieses wochenweise erstellt. Eine Karte der Gesamtstrecke der ersten acht Wochen findet ihr ganz unten.

Leider können wir die benutzten Fahrwasser, die um die unzähligen Inseln herumführen, nicht darstellen. Ebenso führen die „direkten Wege“ in den Karten oftmals über Land. Unsere tatsächlich gesegelte Strecke ist GANZ anders…

Viel Vergnügen beim „Entlangfahren“!

Woche 1 – Kiel bis Ystadt – 196 Seemeilen

 

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Woche 2 – Ystadt bis Kalmar – 174 Seemeilen

 

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Woche 3 – Kalmar bis Veere – 243 Seemeilen

 

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Woche 4 – Veere bis Tallinn – 148 Seemeilen

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Woche 5 – Tallinn bis Hanko- 136 Seemeilen

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Woche 6 – Hanko bis Mariehamn – 141 Seemeilen

 

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Woche 7 – Mariehamn bis Uusikaupunki – 151 Seemeilen

 

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Woche 8 – Uusikaupunki bis Järnishamn – 209 Seemeilen

 

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Die bisherige Gesamtstrecke

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FIN-Land

Finnland, wir haben dich lieben gelernt. Das waren tolle fast vier Wochen mit dir. Du begeisterst uns mit deiner wunderbaren Natur, mit der greifbaren Liberalität deiner Gesellschaft und mit der Freundlichkeit und Offenheit deiner Einwohner.

Wir haben viele besondere Erlebnisse gehabt. Drei davon seien hier beispielhaft erwähnt.

1. am vorletzten Sonntag haben wir in Uusukaupunki festgemacht, einer Kleinstadt auf dem Weg in den Norden. Nach einer Stunde klopft es am Boot. Ein freier Journalist der örtlichen Presse möchte ein Interview mit uns machen. Klar, kein Problem. Wir waren ihm eine größere Geschichte wert, weil nicht viele Deutsche mit dem Boot hierher finden. Das Ergebnis ist hier zu sehen, allerdings nur auf finnisch:

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Wir auf der Titelseite! Kann das jemand übersetzen?

2. Auf der Insel Kylmäpihlaya legt direkt vor uns ein finnischer Einhandsegler mit einer schönen Koopman-Yacht aus Holland an. Er spricht sehr gut Deutsch, was uns in Finnland häufig  begegnet ist. Hat er in der Schule gelernt. Wir kommen ins Gespräch, natürlich über das Segeln, das Revier, unsere Pläne. Er gibt uns viele wertvolle Tipps. Im Zusammenhang mit dem Wetter kommen wir auf die Klimaveränderungen zu sprechen. Und wie sehr sich das Wetter in den letzten dreißig Jahren in Finnland verändert. hat. Er berichtet von Wintererlebnissen in den 80er Jahren. Die Wasserfläche zwischen Tallinn und Helsinki war zugefroren, ebenso die gesamte Fläche der Inselwelt zwischen Turku und Mariehamn. So ist er mit dem Auto von Turku nach Mariehamn gefahren, was heute nicht mehr möglich ist, weil sie nicht mehr zufrieren.

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Der Hafen von Kylmäpihlaya

3.  In Krookka liegen wir wieder mal ganz alleine im Hafen. Ein etwas trostloser Ort. Aber es gibt ein WLAN und wir können über einen free VPN-Player das dritte Gruppenspiel der Deutschen gegen Nordirland auf dem I-Pad gucken. Plötzlich steht ein junger Finne vor unserem Boot, der in Krookka lebt. Hat sich offenbar bereits rumgesprochen, dass Deutsche im Hafen liegen. Er fragt uns in ausgezeichnetem Deutsch, ob wir Fragen haben, ob er uns helfen kann. Im Sommer arbeitet er im örtlichen Touristenbüro und kennt sich gut aus, ansonsten studiert er Deutsch in Turku.

Diese drei neuen Begegnungen stehen stellvertretend dafür, warum uns Finnland und seine Menschen so ans Herz gewachsen sind. Wir kommen ganz sicher wieder!

heimweh

Heute hat es mich zum ersten Mal erwischt, seitdem wir unterwegs sind – Heimweh. Ein ganz klein wenig.

Meine sozialen Kanäle haben mich daran erinnert, dass mein lieber Ex-Kollege Rohan den Beginn seiner Rente mit einer großen Party in meiner geliebten „Kleinen Pause Bistro“ mitten auf dem Kiez feiert. Ich wäre sehr gerne dabei gewesen.

In solchen Momenten wird mir klar, wie wichtig ihr für mich seid, meine Freunde. Ich liebe es genauso zu reisen, wir wir es im Moment tun. Täglich neue Abenteuer, neue Begegnungen, neue Eindrücke. Das ist so herrlich abwechslungsreich, entspannt und selbstbestimmt. Manchmal habe ich das Gefühl, es könnte immer so weiter gehen und mir würde nichts fehlen. Fast nichts.

Denn was mir hin und wieder fehlt seid ihr. Ein netter Fußballnachmittag mit Anja und Rohan in der „Kleinen Pause“ zum Beispiel. Der Montagmorgen-Talk mit meinen Kolleginnen im Büro über die so unterschiedlichen Wochenend-erlebnisse. Der gemeinsame EM-Abend mit Caren und Regina oder das BVB-Punktspiel im Dreißig mit Justus und Jonas. Ein Segelwochenende in die Dyvik mit Mattn, Birgit und Jule und dort treffen wir Nelli, Bernd und Paula. Oder eine Hamburgtour mit Gabi und Thomas, die zu Besuch sind. Mit meinen Neffen Dennis und Rick auf dem Partyschiff Hedi abrocken oder mit Axel und Stephi die Hamburger Bars durchtrinken. Und einer dieser herrlichen Frauenabende mit Martina, Inken, Kerstin oder Karin. Oder ein Yogawochenende mit Andrea. Diese Liste läßt sich endlos fortsetzen. Und ich freue mich schon jetzt darauf, sie ab Mai 2017 „abzuarbeiten“. Aber bis dahin genieße ich nach Strich und Faden das freie Leben und das Reisen. Mit hin und wieder mal einem ganz kleinen Moment Heimweh.

weiter nach norden

Unser Plan, die Ålands von Käringsund aus nördlich zu umrunden, fällt Wind und Wetter zum Opfer. Trotz zweier Reffs im Großsegel und gereffter Fock erscheint uns der Weg nach Norden bei schlechter Sicht und engen Fahrwassern hoch am Wind zu anstrengend. Janne und Henning segeln weiter, wir kehren um. Nun sind wir wieder alleine unterwegs.

Nach einem unvorhersehbaren Winddreher kreuzen wir nach Mariehamn und gucken abends auf dem I-Pad das EM-Spiel Deutschland – Polen. Am nächsten Morgen sehen wir nichts. Nebel. Dichter Nebel. Dann wieder weniger dichter Nebel. Wir fahren los, tasten uns per I-Pad Navigation durch das Fahrwasser, sind froh, dass uns bei der Ausfahrt keine Fähre begegnet, hören allerdings auf der weiteren Strecke ihre Nebelhörner tuten. Der Nebel löst sich auf und wir segeln einen langen Schlag bis Seglinge. Ein Schiff liegt bereits im Hafen – die Asgard! Es wird ein netter Abschiedsabend, bevor wir uns aufgrund verschiedener Routen- und Zeitpläne endgültig trennen. Als drittes Schiff kommen noch Felix und Katharina mit der Lupercalia, eine Dehler 35 CWS hinzu. Wir grillen, erleben einen unglaublichen Regenbogen und versacken, nachdem der Regen kommt, unter Deck der Lupercalia bei Wein, Cocktails, kölscher Musik und Seemannsgarn.

Mit Felix haben wir endlich mal einen Berliner Start-up-Unternehmer persönlich kennen gelernt. Er hat sein Unternehmen aufgebaut und bereits erfolgreich wieder verkauft. Momentan segelt Felix fünf Monate um die Ostsee, um danach in den nächsten Job zu springen, der ihn bereits jetzt sehr beschäftigt. Ein interessanter junger Mensch, mit dem die Gespräche nie langweilig werden. Vielleicht sehen wir uns im Götha-Kanal wieder. Wäre schön!

Am nächsten Tag wettern wir den aufkommenden Sturm und Regen in einem kleinen verschlafenen Hafen namens Fiskö ab. Gerade rechtzeitig, bevor der Windmesser auf über 30 Knoten geht und längere Zeit dort stehen bleibt, liegen wir fest und alleine am Steg.

Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Mit beständigem Südwind segeln wir die kommenden Tage, meistens unter Spinnaker, manchmal bei wenig Wind auch per Motor, weiter nach Norden. Unsere Stationen auf dem Weg sind die nette Kleinstadt Uusikaupunki, wo wir Lebensmittel und Diesel bunkern, die landschaftlich ganz besondere Insel Kylmäpihlaya vor Rauma, das etwas trostlose Krookka sowie die Insel Kaskinen, die uns einen schönen und ruhigen Ankerplatz beschert. Unsere letzte Station in Finnland ist die Insel Rönskären/Faliskäret.

Ein sehr ärgerliches Manöver passiert uns auf dem Weg nach Kaskinen. Der Tag ist geprägt von wenig Wind, wir motoren viel, aber irgendwann steht der Spinnaker. Bei glattem Wasser rauschen wir dahin. Wie gut, dass wir dieses Segel haben. Wir konnten ihn schon so häufig nutzen und wären ohne ihn um einiges langsamer. Der Wind geht leider nach einiger Zeit wieder zurück und wir beschließen, den Spi zu bergen. Beim Manöver bleibt er dann in den Wanten an der Saling hängen und reißt circa zwei Meter ein. Mist. Wir haben ein riesengroßes Loch. Das ist uns im letzten Jahr auch schon mal passiert, allerdings nur auf einem kleinen Stück. Nichts draus gelernt, Mangel nicht behoben, nun haben wir den Mist. Zum Glück hat der Andi viel Segeltape dabei und wir können den Schaden reparieren. Abends kurbele ich ihn bis zur ersten Saling hoch und er spannt Leinen zwischen die Wanten. Wir hoffen, dass es nun besser geht. Denn ohne Spi wäre es grausam!

Von Mariehamn bis Rönskären/Faliskäret haben wir einen ziemlichen Meilenmarathon hingelegt. Der beständige Südwind half uns, große Distanzen zu überwinden. Je weiter wir Richtung Vaasa kamen, desto steiniger (im wahrsten Wortsinn) wurde unser Weg. So haben wir uns kurzum entschieden, Finnland adé zu sagen und den Bug Richtung Westen zu drehen.

Einfacher gesagt als getan…

happy birthday linn

Patenkinder sind was ganz besonderes. Sie stehen einem nahe. Man beobachtet ihr Leben genau. Und versucht Ihnen ein Ohr zu geben, wenn gewünscht.

Dieser Beitrag ist für mein Patenkind Linn. Sie hat Geburtstag, und über diesen Weg erreiche ich sie im Moment am besten.

Linn, du bist mein drittes Patenkind und das jüngste. Heute hast du Geburtstag und wirst schon neun. Ich gratuliere dir von Herzen und wünsche dir einen wundervollen Tag, viele Geschenke, eine coole Geburtstagsparty, und alles was du dir noch so wünscht.

Sonst schicke ich dir immer ein Geschenk zum Geburtstag. In diesem Jahr sind wir unterwegs in der Welt, was das Schicken ein wenig erschwert. Ich halte Ohren und Augen auf. Vielleicht begegnet mir in den kommenden Monaten etwas, dass dir gefallen könnte. Das bringe ich dann mit und gebe es dir ganz persönlich, wenn wir uns im nächsten Jahr sehen. Zunächst einmal ein paar Fotos aus der schönen finnischen Natur für dich zum träumen:

Ganz liebe Grüße schickt dir deine Moni.

Schön, schöner, Alands

Seit einer Woche sind wir auf den Ålands unterwegs. Eine Inselgruppe, die Träume weckt. Weit entfernt für den Segler der westlichen Ostsee und nahezu unerreichbar im zwei- oder dreiwöchigen Sommertörn. Unsere Träume, die wir über diese Inselgruppe hatten, werden mehr als erfüllt. Wir sind begeistert!

Nach wir vor spielt das Wetter mit. Es hatte sich zwar ein wenig abgekühlt, aber die letzten Tage sind wieder kurze-Hose-warm. Nach wir vor segeln wir im Doppelpack zusammen mit der Asgard. Das macht viel Spaß, sowohl unter Segeln, als auch danach. Es ist einfach nett, wenn man in der Sportsbar in Mariehamn zu viert zum Deutschlandspiel aufläuft:).

Unser erster Hafen, oder vielmehr Steg, ist Husö. Der Hafenguide beschreibt diesen Ort als verfallen mit einem kaputten Steg, aber der Steg ist ganz neu gemacht und es steht privat dran. Wir machen trotzdem fest und werden von zwei Schweden mit einer Swan (eine ganz besondere Segelyacht) darauf hingewiesen, dass nur Clubmitglieder hier liegen dürfen. Wir bleiben trotzdem; ungestört, kostenlos und mit ganz viel Ruhe.

Am nächsten Tag geht es weiter in Richtung Süden mit viel Wind und engen Fahrwassern mit wenig Tiefgang. Zum ersten Mal ist es bedeckt. Wir rasen auf Grund des starken Windes viel zu schnell durch diese schöne Landschaft, vorbei an zig Schären, roten Ferienhäusern, privaten Stegen und idyllischen Buchten. Es ist ein wenig wie segeln in Holland mit Abdeckungen, die den Wind wegnehmen und dann wieder freien Stellen, die uns Böen mit 22 Knoten bescheren. Am Nachmittag kommt die Sonne zurück. Wir finden wieder einen dieser Traumplätze in Rödhamn. Morgens gibt es frisch gebackene Brötchen mit Wetterbericht, handschriftlich auf der Brötchenbütte.

Sonntag ist der erste Spieltag von Deutschland in der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Das wollen wir sehen. Mariehamn, die Hauptstadt der Ålands ist unser Ziel. Dort soll es eine Sportsbar geben. Auf dem Weg machen wir einen Abstecher auf die ganz kleine Schäre Kobbaklinta. Die Einfahrt ist verdammt eng und flach. Am Steg liegen wir mit unserem Ruderblatt direkt neben einem dicken Stein. Hoffentlich kommt kein Schwell von einer der zahlreichen in der Nähe passierenden Fähren. Aber alles geht gut, wir verbringen einige Zeit auf der besonderen Insel und kommen ohne Probleme wieder raus aus dem Hafen.

In Mariehamn ist wieder saunieren angesagt. Und Fußball gucken mit Pizzaessen in der Sportsbar. Ein perfekter Abend, und Deutschland gewinnt 2:0 gegen die Ukraine. Im Hafen liegen langsam mehr Boote und wir treffen einige deutsche Segler. Die Saison beginnt. Wir proviantieren uns mal wieder. Und im Cockpit werden andere Spiele der Fußball-EM geguckt, auf dem Tablet und über VPN. Läuft!

Wer Urlaub in den Schären macht, träumt davon, an einer Schäre festzumachen und dort die Natur und die Einsamkeit zu genießen. Dafür müssen Wind und Wetter stimmen, was am kommenden Tag bei uns der Fall ist. Und wir landen an einer Traumschäre an einem Traumabend: Sonne pur, grillen auf der Schäre und es wird einfach nicht dunkel.

Die Ålands sind ein wahres Traumrevier. Wir könnten hier Wochen und Monate verbringen. Es gibt unendlich viele Häfen, Buchten, Ankerplätze. Wir sehen uns nicht satt an der Schönheit der Natur. Wir leben in den Tag hinein und bleiben, wo es uns gefällt. Genau das haben wir uns gewünscht.

 

doppelt schön

Seit Hanko sind wir mit zwei Booten unterwegs. Dort haben wir Janne und Henning mit der Asgard wiedergetroffen. Und sind einfach zusammen los in Richtung Åland-Inseln.

Am ersten Tag landen wir auf der Insel Högsara – ein bezauberndes kleines Eiland mit 45 Einwohnern und einem entzückenden Café. (Danke Silja und Jan für diesen super Tipp auf eurem Blog!

Die Familie, die das Café betreibt, lebt seit vielen Generationen auf der Insel. Sie öffnen erst am kommenden Wochenende für die Saison, aber es gab trotzdem schon köstlichen Rhabarber-Käsekuchen sowie eine prächtige Schokoladentorte. Man sitzt in einem schönen Garten mitten in der Natur. Alles ist sehr liebevoll gestaltet, sowohl innen im Gutshaus, als auch draußen. Im Sommer kommen täglich etwa 500 Gäste in dieses bekannte Café. Schon am Hafen gibt es Gastliegeplätze für diesen Zweck. Ein ganz besonderer Ort!

Der Segeltag nach Högsara war eher ambivalent. Wir sind jedes Manöver gefahren, mussten motoren, die Segel reffen, den Spinnaker setzen und wieder bergen. Die erste Gewitterfront auf unserer Reise hat gnadenlos zugeschlagen. Zum Glück waren Blitz und Donner weiter entfernt, dafür der Regen eisig. Aber nach einer halben Stunde war alles vorbei und die Sonne kam wieder raus.

Von Högsara sind wir nach Jurmo gesegelt. Ein super Sonnen-Segeltag und eine karge Ostseeinsel mit Heidelandschaft. Es gibt keine Versorgung und keine sanitären Anlagen, und man hat ein wenig das Gefühl, kurz vorm Ende der Welt zu sein.

Bevor der angesagte Starkwind kommt segeln wir tagsdrauf weiter in einen geschützten Hafen auf Korpo. Mittlerweile sind wir nicht mehr alleine in den Häfen. Man merkt, dass die Saison langsam losgeht. Duschen und Sauna müssen wir uns zukünftig mit anderen teilen. Überrascht sind wir, hier eine Männerchartercrew aus Österreich zu treffen.

Das segeln durch die Schärenwelt ist etwas ganz besonderes, dass wir so noch nicht kennen. Es erfordert Aufmerksamkeit bei der Navigation und ist sehr abwechslungsreich. Ständig verändern sich die Perspektiven. Und überall gibt es tolle Plätze zum anlegen und ankern. Eine ganz andere Welt als unser Revier, die westliche Ostsee.

Wir finden es auch sehr schön, mit zwei gleich großen Schiffen unterwegs zu sein. Wir quatschen Abends miteinander und besprechen die Welt. Wir grillen und kochen gemeinsam, schmeißen unsere Vorräte zusammen und spinnen Seemannsgarn. Unterwegs fotografieren wir uns gegenseitig unter Segeln und werten unsere Manöver abends aus. Und wir trinken zusammen und haben einfach Spaß! Es ist sehr schön mit euch, Janne und Henning!

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Sobald sich das Wetter beruhigt geht es weiter Richtung Åland.

 

Entzücken overload

Gefühlt hätten wir noch Wochen in Helsinki bleiben können. Wir entscheiden uns fürs Weiterfahren durch das Schärenfahrwasser in Richtung Hanko. Ab in die Schärenwelt. Traum und Abenteuer. Zum ersten Mal. Wir sind aufgeregt.

Es ist Sonntag und die Sonne scheint, dementsprechend sind eine Menge Boote auf dem Wasser. Aber je weiter wir uns von Helsinki entfernen, desto einsamer wird es. Mit Wind von hinten gleiten wir unter Spinnaker durch diese einmalige Landschaft. Leider läßt sich die Faszination überhaupt nicht auf den Fotos festhalten. Egal – wir nehmen sie in unseren Köpfen mit.

Kurz vor unserem Tagesziel rauschen wir unter Spinnaker in ein Fischernetz. Na bravo. Zwei Leinen bleiben am Ruderblatt hängen, wir müssen drehen. Schnell, denn wir sind recht nah an einigen Felsen. Und das unter Spi. Zum Glück ist nicht so viel Wind, und irgendwie kriegen wir den Spi rein. Aber wie werden wir das Netz los? Nicht weit in Lee liegt ein dicker Stein im Wasser. Wir müssen hier weg, aber motoren geht nicht – die Leine könnte sich schnell um die Schraube wickeln. Kurzerhand trennen wir die Fischerleine durch (Entschuldigung, Herr Fischer) und kommen frei. Puh!

Nachts liegen wir an einem kleinen Privatsteg und hören nichts außer dem Zwitschern der Vögel. Die Saison ist noch nicht gestartet. Alle Häuser sind leer. Idylle pur.

Die Navigation zwischen den unzähligen Felsen, Inseln und Inselchen ist tricky und erfordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Mit iPad und Seekarte ist es aber dann doch einfacher als wir befürchtet hatten. Mittlerweile fühlen wir uns auch ganz nah an den Steinen pudelwohl und sicher.

Der folgende Tag führt uns durch den Barösund, eine enges Fahrwasser mit Felsen, Inseln, pittoresken Ferienhäusern und Stegen recht und links. Und so geht es weiter, leider unter Motor, weil es windstill ist. Wir legen an in Tammissare (auch Ekenäs genannt), einer netten Kleinstadt, und bleiben gleich zwei Nächte. Die Stadt ist bekannt für ihre traditionellen und gut erhaltenen finnischen Holzhäuser. Wir bunkern Lebensmittel nach und segeln weiter nach Hanko, dem Segelmekka Südfinnlands.

Hanko liegt direkt an den Schären und verströmt skandinavische Sommerfrische. Der Himmel ist weit und blau, die Sonne geht um kurz vor zwölf unter und schon kurz nach drei Uhr wieder auf. Es fällt immer schwerer ins Bett zu gehen. Allerdings ist es kühler geworden. In Tammissare war es schwül und gewitterig. Das ist vorbei.

Wir treffen Janne und Henning mit der Asgard wieder, grillen im Cockpit der beiden und planen, am nächsten Tag gemeinsam zu segeln. Was dann passierte, lest ihr in Kürze!

die spinnen, die Finnen?

Dachten wir noch in Tallinn, als wir beobachten durften, wie die Karawane von Einkaufswagen über die Pier geschoben wurde. Der Inhalt: Alkohol in jedweder Form und vor allem unfassbarer Menge. Alkohol ist in Finnland sehr teuer, weil hoch besteuert. Deshalb wird im nahen und preiswerteren Tallinn gerne gebunkert. Wir waren also gespannt, was uns in Finnland erwartet.

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Tallinn:  Helsinki´s Alkohollager?

Es wurde ein fantastischer Segeltag mit einem Anlieger fast genau auf das 46 Seemeilen entfernte Ziel zu. Lediglich kurz vor der schmalen Durchfahrt zwischen zwei Schären war ein Kreuzschlag nötig.

Kurz zuvor ein weiteres Mal die Uniformierten. Ein Polizeiboot (incl. Drogenhund) kam längsseits und forderte uns auf, Fahrt aus dem Schiff zu nehmen. Ein kurzes Interview – woher, wohin, wie viele an Bord – und wir durften ohne weitere Kontrollen weitersagen. Später haben wir erfahren, dass seeseits oft illegale Einwanderer einreisen.

Und dann diese Stadt!

Ich habe mich verknallt, Hals über Kopf. Bin ab jetzt Botschafter für Helsinki. Summer in the city. Hier ist alles schön. Die Menschen lächeln, lachen, strahlen. Wer bemerkt, dass wir Deutsche sind, spricht uns auf deutsch an. Die Straßencafes sind voll, es läuft Musik, auf den Schären und am Wasser, das in dieser Stadt allgegenwärtig ist, tummeln sich Sonnenhungrige und Badewütige. Das Leben hier scheint entspannt.

Wir schnappen uns die Räder und radeln drauflos. Klar, Sehenswürdigkeiten: der Dom mit dem Senatsplatz, die Felsenkirche, der Bahnhof, ein wenig moderne Architektur, etc.

Aber auch durch die kleineren Viertel mit den Holzhäusern, und natürlich immer am Wasser lang.

3 Nächte haben wir jetzt hier in dieser tollen Stadt verbracht. Gestern nachmittag lief dann noch die Asgard mit Janne und Henning ein, die auch auf der Ostseerunde unterwegs sind, und wir haben den Abend gegrillt und gequatscht. Heute beginnt unser Reiseabschnitt mit den kürzeren Strecken und geänderter Richtung, denn wir haben den östlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Ab jetzt geht es westwärts.