mehr meer

Nach all der Wüste und dem vielen Staub der letzten Wochen zieht es uns ans Meer. Wir lassen die Atacamawüste hinter uns und fahren nach Antofagasta, die drittgrößte Stadt Chiles, direkt am Pazifik. Außerhalb der Stadt stehen wir bei La Portada. Eine tolle Stelle mit beeindruckender Steilküste und einem ruhigen Nachtplatz, an dem wir die Brandung hören.

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La Portada und dahinter die Großstadt Antofagasta

Weiter geht es in Richtung Süden mit Stopps in Taltal, im Nationalpark Pan de Azucar und einer namenlosen Bucht. Überall stehen wir wild, also ohne sanitäre Einrichtungen, Strom und Wasser. Unser Bus hat alles was wir brauchen: Frischwassertank, Solarkollektor, um den Kühlschrank zu betreiben, und ein Chemieklo. Diese Unabhängigkeit genießen wir sehr. In Taltal treffen wir Wolfgang und Anke wieder und verbringen zwei herrliche Sonnentage zusammen.

An den anderen Stellplätzen sind wir ganz allein mit Meer, Wellen, Wind und vielen Vögeln. Wir genießen es, die Gedanken mit dem Blick aufs Meer ziehen zu lassen, an langen weißen Sandstränden ausgiebige Spaziergänge zu unternehmen und zwei Otter zu beobachten, die sich im Wasser tummeln.

Auf dem Weg schauen wir uns noch Kunst in der Wüste an.

Nach einem kleinen Abstecher ins grüne Elqui-Tal – dort wird der Pisco-Schnaps hergestellt – kommen wir zurück ans Meer und treffen Peter und Christa, die uns schon in Antofagasta begegnet sind, wieder. Zusammen verbringen wir eine wunderbare Zeit am Strand in Tongoy. Der Campingplatz hier ist rappelvoll, denn die Chilenen haben langes Wochenende. Circa 60 Zelte werden aufgebaut, und der Platz teilt sich in eine Party- und eine Relaxzone. Natürlich stehen wir in der Relaxzone, auch wenn der Andi einen kleinen Moment gezögert hat. 🙂 Alles andere ist hier in Südamerika schwierig, wenn man nachts schlafen will. Bei geringem Schallpegel gehen wir ins Bett. Der hebt sich allerdings deutlich im Laufe der Nacht, weil vier spät ankommende Zelter direkt neben unserem Bus campen und „unseren“ Tisch für ihr Schwätzchen bis drei Uhr nachts nutzen. Dumm  gelaufen. Es ist auch nicht so, dass der Platz nicht groß wäre. Aber irgendwie haben die Südamerikaner eine andere Definition von Privatsphäre als wir. Tja, andere Länder, andere Sitten.

In dieser Woche am Meer mit vielen Begegnungen sind es wieder die Gespräche mit anderen Travellern und die daraus entstehenden Gedanken, die uns beschäftigen. Jeder hat seine ganz eigene Geschichte und sein Lebenskonzept. Jede dieser Geschichten ist spannend. Für uns ergeben sich daraus immer wieder neue Ideen im Hinblick auf die weitere Gestaltung unseres Lebens. Wir haben viele Gedanken und Träume und sind sehr gespannt, wohin sie uns führen werden.

ain’t no mountain high enough

Von Fünftausendern, Flamingos, Lagunen, Millionen von Sternen und Waschbrettpisten

Die Atacamawüste – ein Wort, dass uns seit vielen Jahren fasziniert. Wir denken an Millionen Sterne, an klaren Himmel, hohe Berge und außergewöhnliche Natur. Und an Teleskope, die besonders hohe Reichweiten haben, wegen der reinen Luft.

Es war nicht ganz einfach für uns in die Atacamawüste zu kommen. Nach problemlosem Grenzübertritt von Bolivien nach Chile verläßt uns leider die Teerstrasse. Wir fahren 44 Kilometer über übelste Waschbrettpiste, immer im zweiten Gang und mit maximal 20 Stundenkilometern. Das kostet nicht nur Zeit, sondern vor allem Nerven. Unser Bus hält tapfer durch, und irgendwann kommen wir in San Pedro de Atacama an. Ein Ort für den Tourismus gemacht. Zum ersten Mal erleben wir in Südamerika Touristenströme und Tourenbieter ohne Ende.

Nach zwei Nächten auf einem entzückenden Campingplatz mit netten neuen Bekanntschaften – wir nutzen die Zeit und befreien den Bus von Staub und Dreck, waschen unsere Wäsche und geniessen endlich wieder eine warme Dusche – fahren wir wieder in die Natur in Richtung Paso Sico.

Nach 100 Kilometern wieder Waschbrettpiste. Aber die Mühe lohnt sich. Wir erleben zwei wunderschöne Lagunen, deren Schönheit sich nicht in Worte fassen lässt. Und die wir auch nicht auf Fotos festhalten können. Sie ist gespeichert in unserem Kopf – für immer. Wir müssten mindestens alle zwei Minuten einen Fotostopp einlegen, weil es so unendlich viele schöne Blicke festzuhalten gibt. Was für ein Dilemma, denn damit ist an Vorwärtskommen nicht zu denken. Hier nur einige Impressionen:

Eine Nacht stehen wir hier oben ganz allein auf über 4.000 Meter. Noch nie haben wir so viele Sterne am Himmel gesehen. Sie reichen bis hinunter zum Horizont. Die Stille ist fast anfassbar. Morgens entdecken wir Eisstücke in unserer Spülschüssel, die draussen stand. Und einige Vicunas kommen zu Besuch, dazu dutzende rosafarbener Flamingos. Es fällt uns sehr schwer, uns von diesem paradiesischen Ort zu trennen.

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Millionen von Sternen
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Der Andi malt mir ein Herz an den Sternenhimmel.

Von San Pedro de Atacama geht es nach Antofagasta, der drittgrößten Stadt Chiles. Auf dem Weg sehen wir zahlreiche riesengroße Kupferminen. Davon lebt nicht nur dieser Landstrich gut, sondern ganz Chile. Staubige Abraumhalden von beeindruckender Größe mitten in der Wüste säumen die Strecke. In Antofagasta fahren wir zum Mechaniker Luis, um unsere Bremsen nochmals checken zu lassen. Luis ist bei den Overlandern eine Institution. Jetzt verstehen wir auch warum: Seine fachliche Kompetenz („your Bus is in an exzellent condition!“) wird ergänzt durch seine gastfreundliche und herzliche Art. Er hat einen ausgeprägten Humor und läßt uns ganz selbstverständlich in seiner Werkstatt übernachten. Seit Wochen hatten wir keine bessere Dusche, und die Toiletten erfüllen mein Ranking komplett. Luis ist ein wirklich toller Mensch.

Chile ist das vierte Land auf unserer Reise. Wieder entdecken wir Unterschiede. Neuere Autos, bessere Straßen und höhere Preise machen deutlich, dass es den Menschen hier wirtschaftlich besser geht. Die Supermärkte sind gigantisch und bieten viele deutsche Produkte an. Und mehr Menschen hier sprechen englisch. Wir gewöhnen uns zunehmend an Land und Leute und kommen so immer mehr an in Südamerika.

Antofagasta liegt übrigens am Pazifik. Endlich sind wir wieder am Meer.

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Bolivien holt uns raus aus unserem Tief und bringt uns tief in unser Glück. Was für ein Land!

Vom ersten Moment an gefällt es uns hier: Die Menschen sind nett und zugänglich, die Landschaften atemberaubend und die Städte quirlig und trotzdem entspannt.

Wir fahren auf 4.000 Meter Höhe und mich erwischt die Höhenkrankheit. Andi gehts blendend, japst allerdings auf Grund der dünnen Luft hier oben auch immer mal wieder. Er pflegt mich aufopferungsvoll, besorgt mir alle möglichen Medikamente und ist nah dran, mich Koka-Blätter-abhängig zu machen (die kaut hier jeder). Das Kauen von Koka-Blättern soll bei Höhenkrankheit helfen. Mir jedoch nicht. Aber egal, Bolivien ist einfach toll!

Unser Bus zieht uns zuverlässig die Berge hoch, hinter jeder Kurve erwarten uns neue Blicke, wechselnd zwischen tief einschneidenden Tälern, Canyons und endlosen Weiten.

Wir erreichen Potosi, die einst reichste Stadt des amerikanischen Kontinents und die nach La Paz höchstgelegene Großstadt der Welt (4.060 Meter). Ihren damaligen Reichtum verdankt sie ihren Silbermienen, die lange versiegt sind. Heute ist die Stadt alles andere als reich und auf den ersten Blick ein staubiges Nest. Wir erwandern Potosi und entdecken zahlreiche Qualitäten: bunte Märkte, köstliches Street-Food, stolze Kolonialbauten und lustige und zufrieden wirkende Menschen. Langsam werden wir sicherer, auch ohne große Spanisch-Kenntnisse. Wir verhandeln Preise und führen erste kleine Gespräche mit Hilfe der Google-Translater-App. Unser sicherer und ruhiger Stellplatz mit heißer Dusche auf einem Hotelparkplatz zieht viele Overlander an. Wir stehen hier mit drei Deutschen und einem Schweizer Wohnmobil.

 

Unser nächstes Highlight: Der mit 12.106 Quadratkilometern größte Salzsee der Welt in einer Höhe von 3.653 Metern, der Salar de Uyuni. Nachdem wir den Unterboden unseres Busses mit Altöl zum Schutz vor dem Salz haben präparieren lassen, fahren wir auf diese unendlich weite Salzfläche. Sie ist umgeben von 4.000 bis 5.000 Meter hohen Bergen und Vulkanen und bietet immer wieder neue Blicke und Perspektiven. Wir bleiben irgendwo im Nirgendwo stehen und genießen die perfekte Stille und schier unfassbare Weite. Ein magischer Ort! Die einsame und ruhige Nacht auf der Salzfläche bleibt unvergessen, ebenso Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Nach der Wärme des Tages wird die Nacht bitterkalt.

Es geht weiter mit neuen Begegnungen. Wir verbringen einen langen Abend mit Penny und Dane aus Kanada. Die zwei reisen ein Jahr von Vancouver bis Feuerland und haben einen Hund aus Mexiko mitgenommen.

In Uyuni holt mich auch meine jüngste Vergangenheit ein. Es geht um Züge. Hier gibt es nämlich einen Cemeterio de Treines, einen Zugfriedhof – mit Kesselwagen.

Nach diesen wunderbaren und unvergesslichen Erlebnissen in Bolivien zieht es uns südwärts nach Chile. Dort wartet der Pazifik!

tiefpunkt

Jede Reise hat ihre Höhepunkte und ihre Tiefschläge. Zugegeben: Unsere viereinhalb Monate auf dem Boot waren nahezu eine unendliche Aneinanderreihung von Höhepunkten. Tiefschläge gab es nicht wirklich. Das ist anders bei unserer Bus-Tour durch Südamerika. Nachdem wir den Bus in Montevideo problemlos aus dem Zoll bekommen und unser erstes großes Highlight, die Iguazu-Fälle, besucht haben stellen sich einige Tiefpunkte ein.

Als erstes muss vor allem ich mich an die endlos langen Strecken im Auto gewöhnen. Argentinien ist groß, 1.500 Kilometer in drei bis vier Tagen bei Tempo 90 durch gähnend langweilige Landschaften sind lang und endlose Fahrerei. Die Dichte der Campingplätze ist mehr als niedrig und das Niveau der dortigen Anlagen so gut wie immer mies. Ich habe inzwischen ein Rating für die Qualität von Toiletten entwickelt:

1. Sauber

2. Klobrille vorhanden

3. Toilettenpapier

4. Spülung funktioniert

5. Abschließbar

In den meisten Fällen sind Punkt 1. bis 5. nicht erfüllt. Für die Duschen ist ein Rating nicht notwendig, weil es fast nie Duschen gibt, warme erst recht nicht. Not macht bekanntlich erfinderisch und so nutzen wir Duschen an Tankstellen oder duschen nicht. Hinzu kommt, dass viele Stellplätze extrem laut sind. Am Wochenende sollte man Städte und Orte meiden. Irgendwo ist immer eine Party, die nicht vor fünf Uhr morgens endet. Wir sind halt im lebenslustigen Südamerika.

Dann hat uns auch noch die rechte Vorderbremse unseres Busses verlassen, bzw. irgend so ein Kolben funktioniert nicht mehr. Wir also zum Mecanico in Residencia. Der erste hat keine Zeit, der zweite (VW-Händler vor Ort) auch nicht. Beim Dritten läuft es dann und ist eine sehr nette Erfahrung mit den Menschen. Allerdings baut er uns einen zu großen Kolben ein und wir müssen in den kommenden Tagen zu zwei weiteren Werkstätten, bis der Schaden endlich erkannt und behoben ist.

Ja und dann noch unser Sprachproblem. Wir haben einfach nicht erwartet, dass Südamerika ohne Spanisch-Kenntnisse so schwer zu bereisen ist. Klar, am Ende geht es immer irgendwie. Aber mit Spanisch wäre es viel einfacher und auch schöner.

Es fällt uns also nicht ganz leicht, uns nach den vielen entspannten Segelwochen auf dieses neue Abenteuer einzulassen. Wir brauchen ein wenig, um uns an das andere Leben in diesen so ganz anderen Ländern zu gewöhnen. In den kommenden Tagen erwarten uns besondere Landschaften in Bolivien. Mal sehen, ob wir unseren Frieden schließen mit den neuen Umständen und wieder in den Genussmodus hinübergleiten. Hoffentlich!

Einen Punkt wollen wir jedoch nicht unerwähnt lassen. Dabei geht es um all die netten Begegnungen, die wir täglich haben. Es beginnt mit dem Argentinier Jorge, der einfach Halt macht, als wir unglücklich an der Straße stehen mit heiß gelaufener Vorderbremse und uns seine Hilfe anbietet (er spricht sogar englisch!!!). Weiter geht es mit Wolfgang und Anke, die wir in Resistencia treffen. Die zwei haben in Deutschland alles verkauft und touren seit drei Jahren mit ihrem beeindruckenden Heim auf Rädern durch Südamerika. Ihre Tipps sind Gold wert für uns und die Gespräche mit Ihnen erfrischend und anregend. Dann die Begegnung mit den Backpackern Jan und Kasia aus Slowenien. Sie stehen mit ihrem kleinen Zelt neben uns und kommen plötzlich mit einer gefüllten Halbliter-PET-Flasche vorbei. Der Inhalt: selbstgebrannter slowenischer Blaubeer-Schnaps. Wir leeren die Flasche gemeinsam und haben viel Spaß. Und so geht es weiter. Jeder Tag bringt neue tolle Begegnungen.

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Wolfgang und Anke vor ihrem M.A.N.

„poor niagra“

Als Eleanor Roosevelt, die Frau des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, die Iguazu-Fälle in Argentinien besuchte war ihr Kommentar: „poor Niagara“. Jetzt wissen wir was sie damit gemeint hat.

Wir sind 1.500 Kilometer in den Nordosten Argentiniens gefahren, um dieses Weltwunder zu sehen. Wir waren an den Niagarafällen zwischen Canada und den USA. Wir haben die Victoriafalls zwischen Zambia und Simbabwe gesehen. Aber die Iguazu-Fälle toppen alles.

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Sie sind groß. Sie sind laut. Sie sind atemberaubend.

Glücksgefühle stellen sich ein beim betrachten dieses Naturwunders. Kraft, Größe und Geräuschkulisse werden nur durch das persönliche Erleben begreifbar. Beim Anblick des halbkreisförmigen „Garganta del Diabolo“, dem größten Wasserfall, vergessen wir die Welt um uns herum.

Wir sind den ganzen Tag unterwegs und verweilen an jedem Aussichtspunkt. Immer wieder ergeben sich neue Blicke, neue Perspektiven. Gegen Mittag wird es voller, mehr und mehr Reisegruppen aus aller Welt machen sich auf den Weg. Es ist eine bunte Mischung, die das große Erlebnis noch zusätzlich bereichert

Abends sind wir nach circa 20 Kilometer Fußmarsch kaputt und glücklich. What a day! Und wie Frau Roosevelt finden auch wir, dass die Niagarafälle im Vergleich zu den Iguazu-Fällen nicht mithalten können.

Bereichert wird unsere Zeit an den Iguazu-Fällen darüber hinaus durch unsere wunderschöne Unterkunft bei Carlos sowie die Begegnung mit David aus Alaska. David ist seit 18 Monaten mit seiner BMW-Enduro unterwegs rund um die Welt. Er ist bereits 50.000 Meilen gefahren, plant Weihnachten in Ushuaia/Feuerland zu feiern und von dort nach Afrika überzusetzen. Wir feiern mit ihm seinen 65. Geburtstag und genießen die Gespräche mit diesem ungewöhnlichen und besonderen Amerikaner.

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David, good luck and hope to see you soon!

Die Fahrt von Uruguay hoch nach Iguazu war eher unspektakulär. Unser Grenzübertritt hat reibungslos funktioniert. Das ist nicht selbstverständlich in Südamerika, vor allem dann, wenn man wie wir kein spanisch spricht und versteht. Hinzu kommt die Problematik, dass wir weder tierische noch pflanzliche Produkte einführen dürfen. Bereits bei der Einreise in Uruguay hatten sie uns alle Früchte, Käse, Salami und Butter weggenommen. Dieses Mal haben wir alles versteckt oder aufgegessen. Aber niemand hat sich dafür interessiert. Auch gut.

Unser Weg in den Norden führt uns durch riesige Weideländer voller argentinischer Rinder, Orangenplantagen im Erntemodus und zahlreichen Straßenständen, an denen Orangen säckeweise angeboten werden. Plötzlich wird die Landschaft hügelig, der aufgeforstete Nutzwald weicht langsam dichtem tropischem Regenwald. Von den einst länderübergreifend eine Million Quadratkilometern tropischem Regenwald in dieser Region sind mehr als 90 Prozent abgeholzt worden. Unterwegs begegnet und an vielen Stellen eine Art Schrein mit roten Fahnen. Der Reiseführer klärt uns auf: Gauchito Gil gilt als argentinischer Robin Hood und wird als Volksheiliger verehrt.

Erstmals haben wir uns getraut, wild zu campen. Ein wunderbarer Platz am Fluss war gut für diese Premiere. Trotzdem lauschen wir jedem Geräusch hinterher und merken, dass wir uns erst wieder daran gewöhnen müssen, ganz allein irgendwo zu stehen.

Danach besuchen wir zwei Jesuitenmissionen rund um San Ignazio Mini. Bevor die Kolonialmächte Einfluss in Argentinien bekamen, lebten zahlreiche indigene Völker hier in mehr als 40 Missionen der Jesuiten. Viele davon können besichtigt werden. Die spektakulärste erwischen wir bei Regen und Gewitter, die zweite ist ganz entzückend, weil vom Urwald überwuchert.

Überall wo wir hinkommen ist es leer und ruhig. Der Frühling beginnt gerade. Die Campingplätze sind nur wenig bis garnicht besucht. Das Wetter ist wechselhaft, aber warm.

Wir bekommen so langsam ein Gefühl für Land und Leute. Ein großes Problem sind allerdings unsere fehlenden Sprachkenntnisse. Das hatten wir uns einfacher vorgestellt. Irgendwie klappt es zwar immer mit der Verständigung, aber mehr eben nicht. Unterhaltungen sind unmöglich. Dadurch entgeht uns vieles, denn die Menschen hier sind nett und offen. Englisch spricht leider fast niemand.

vom skipper zum trucker

Wir haben ihn. Es hat tatsächlich geklappt. Unser Bus ist unversehrt mit dem Schiff von Hamburg nach Montevideo angekommen, und es ist uns gelungen, ihn ohne die Hilfe eines ortsansässigen Agenten aus dem Zoll zu bekommen. Das war allerdings ein stattliches Stück Arbeit…

Mit der perfekten Anleitung von Marie und Tim, die ihren Camper vor einigen Monaten ebenfalls nach Montevideo verschifft haben, sind wir Montagmorgen früh los. Der Bus ist bereits am Freitag angekommen, aber wegen des Wochenendes klappt es erst am Montag, ihn abzuholen. Den detaillierten Ausdruck in der Hand treffen wir an Station 1 (insgesamt werden es acht Stationen im Laufe des Tages) vier Schweizer, die sich uns kurzerhand  anschliessen, um ebenfalls die Gebühren für den Agenten zu sparen. Wir haben die Beschreibung, wie es geht, und Niko, einer der vier, spricht sehr gut spanisch. Das ergänzt sich prächtig. Im Laufe des Tages zeigt sich mehrfach, wie wertvoll Spanischkenntnisse an der Stelle sind.

Zu sechst gehen wir von Behörde zu Behörde: Einwanderung (des Bullis), Verschiffungsagentur, Zoll, Hafenamt, wieder Zoll usw. Wir zahlen viele Dollars, und um 17.00 Uhr haben wir ihn dann, ohne jegliche Mängel und mit allem drin, was wir reingepackt hatten. Es war ein sehr anstrengender Tag – aber was für ein Gefühl! Unser Zuhause für die nächsten Monate ist da. Es kann losgehen!

Diesel und Luft für die Reifen tanken, die Reisetaschen im Hotel abholen, und los geht es zum ersten Campingplatz. Der liegt direkt am Meer, nordwestlich von Montevideo, und wird von den Schweizern Silvia und Heinz betrieben. Ein perfekter Platz zum Ankommen und Einräumen. Circa 30 Camper in verschiedensten Größen stehen auf dem Gelände, allerdings ohne ihre Besitzer. Die haben ihre Fahrzeuge hier abgestellt für 50 Euro pro Monat und kommen irgendwann wieder, um ihre Reise fortzusetzen. In Uruguay darf man sein Fahrzeug 12 Monate lassen, erst dann muss man damit ausreisen.

Auch die vier Schweizer verschlägt es mit ihren zwei Fahrzeugen hierher. Wir alle nutzen den Platz um die Autos zu waschen, einzuräumen, Wasser zu tanken und so richtig anzukommen. Für uns ist die Umstellung vom Boot auf den Bus größer als erwartet. Es ist wie von einer 3-Zimmer-Wohnung in ein Apartment zu ziehen. Der Bus ist deutlich kleiner als das Boot. Alles findet in einem „Raum“ statt. Wir müssen uns viel besser organisieren und sehr diszipliniert sein beim Aufräumen. Es dauert ein paar Tage, dann hat alles seinen Platz. Und anders als beim Boot können wir nun bei gutem Wetter auch den Außenraum mit einbeziehen. Kochen und essen findet nur draußen statt, spülen auch.

Es gibt noch weitere deutliche Unterschiede zur Reise mit dem Boot. Wir gucken jetzt überhaupt nicht mehr nach dem Wind. Uns ist egal aus welcher Richtung er kommt und wie stark er bläst. Wir fahren einfach los. Und halten an, wann immer wir Lust haben. Und so wird der Andi, wie Bernd es auf den Punkt gebracht hat, im nullkommanichts vom Skipper zum Trucker.

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Und die  Moni wird von der Co-Skipperin zur Co-Truckerin

Mit Hilfe von Niko ist es uns endlich gelungen, eine Karte in unseren Blog einzubinden. So könnt ihr ab jetzt auch unsere Reiseroute verfolgen!