das team

Nach zwei Wochen Tätigkeit im Natural Resource Management Team des Nationalparks stellen wir heute unsere Kollegen vor.

Jede Woche beginnt mit einer Teambesprechung am Montagmorgen um 7.00 Uhr. Dabei geht es um alle denkbaren Themen rund um den Job. Wie ist der Stand der Dinge? Welche Probleme gibt es? Was ist gut gelaufen, was nicht? Welche Projekte stehen an? Wer macht was?

Dieser Termin erinnert mich zu 100 Prozent an mein Arbeitsleben. Offensichtlich ist es überall auf der Welt dasselbe: Es geht um Hierarchie, Geld und Autos:-).

Und auch bei der Arbeit selbst erkennen wir große Parallelen im Miteinander zu unseren Arbeitsalltagen zu Hause. Manche mögen sich, andere nicht. Es wird beobachtet, angeschwärzt, taktiert, geschleimt, manipuliert. Andererseits wird geholfen, begleitet, gefördert, bewundert, gepusht und gelacht. Also alles so wie immer im Job, egal wo man ist auf der Welt. So ist das eben, wenn ganz unterschiedliche Menschen miteinander arbeiten. Eine interessante Erfahrung.

dsc_2385Dion ist der Chef der Truppe. Er lebt seit zehn Jahren auf der Insel und glänzt mit breitem Wissen. Die meiste Zeit verbringt er im klimatisierten Büro und pflegt die Kontakte zum Mainland, also nach Australien. Schließlich sitzen in Canberra die Geldgeber. Nach Feierabend stürzt er sich mit seinem Surfbord gerne in die Wellen des indischen Ozeans. Dion verläßt die Insel Ende des Monats. Er hat gekündigt und einen neuen Job in einem Nationalpark südlich von Sydney. Am Samstag wird sein Ausstand gefeiert.

dsc_2393Brendan, ebenfalls seit zehn Jahren auf der Insel, haben wir bei unserem Urlaub in Kenia und Tansania vor fünf Jahren kennen gelernt. Er ist Ranger mit Leib uns Seele und kennt sich als „Bird-Nerd“ besonders gut mit Vögeln aus. Passion ist wohl das richtige Wort für seine Motivation. Er liebt die Natur und das Abenteuer über alles. Seit Januar arbeitet er allerdings nur noch zwei Tage die Woche und kümmert sich die anderen drei Tage um seine beiden Söhne. Dementsprechend arbeitet seine Frau Amy drei Tage die Woche als Lehrerin. Brendan hat ein Boot und will mit uns raus zum fischen.

dsc_2277Kent ist der Herrscher des Pink House und damit über die Zucht der Echsen. Er ist seit Ewigkeiten beim Nationalpark beschäftigt und weiß alles über die Tiere. Und: Er hat, nicht zu übersehen, einen hohen Coolnessfaktor. Mittwochs hat er mit zwei Freunden seine eigene Talkshow beim Inselradio – mit viel Bier und noch mehr Blödsinn. Wir verstehen wenig.

dsc_2110Renata ist seit etwa zwei Jahren dabei. Sie kümmert sich leidenschaftlich um die Tiere und ist als langjährige Inselbewohnerin extrem verbunden mit Christmas Island. Der Schutz von Tieren und Natur liegt ihr sehr am Herzen und beherrscht ihren Arbeitsalltag. Und sie ist sehr mutig und geradlinig und daher für jeden Job gut zu gebrauchen. Wir haben in den vergangenen zwei Wochen intensiv mit ihr zusammen gearbeitet. Abends gibt sie Yogastunden, und sie lebt in einem Haus mit wunderschönem Garten direkt am Meer.

dsc_2115Sean ist erst seit sieben Monaten auf der Insel und beim Nationalpark angestellt. Er hat vorher für die Minen im westlichen Australien gearbeitet. Seine ausgeprägte Hilfsbereitschaft erleichtert uns oftmals den Arbeitsalltag. Was er sonst so macht – keine Ahnung.

Karlina ist, wie wir, Volontärin im Nationalpark und kommt aus Cairns in Australien. Sie war bereits im September 2016 für zwei Wochen da und wollte unbedingt ein zweites Mal voluntieren, dieses Mal für drei Wochen. Momentan reist sie durch die Welt und versucht sich ein Geschäft aufzubauen. Dabei unterstützt und berät sie Menschen, die auf die Reise gehen wollen und Hilfe bei der Planung benötigen. (Homepage)

Wir fühlen uns sehr wohl in und mit diesem Team. Als Volontäre müssen wir uns nicht an Hierarchien orientieren und können daher unseren ganz eigenen Blick entwickeln. Wir stehen ganz am Anfang der „Nahrungskette“ und kümmern uns um die Umsetzung. Die Entscheidungen werden an anderer Stelle getroffen. Das ist ungewohnt für uns beide.

In den nächsten Tagen werden wir noch weitere Kollegen kennen lernen und in andere Projekte eingebunden. Es bleibt spannend.

Titelfoto:

(v.l.n.r.:) Dion, Tanja, Andi, Moni, Brendan, Kent, Sean, Jason, Karlina. Renata ist schon im Urlaub. Mehr zu Tanja und Jason erzählen wir beim nächsten Mal.

dschungelcamp

Wir sind Volontäre des National Parks of Australia. Mit Uniform – na ja, was man hier so nennt – und ausgestattet mit einem Kompass, Handschuhen, einem Erste-Hilfe-Kit, Moskitospray und Tabletten gegen Dehydration. Und für unsere tägliche Arbeit brauchen wir das komplette Equipment. Wir fühlen uns wie im Dschungelcamp!

Als Teammitglieder des Natural Resource Management Team beginnen wir mit der Pflege von Echsen, die vom Aussterben bedroht sind. Die Kollegen haben das Zuchtprogramm vor einigen Jahren mit den letzten 66 Exemplaren gestartet. Heute liegt die Zahl bei mehr als 1.000 Tieren. Die „blue tail skinks“ sind wunderschöne farbenprächtige Tiere mit Drachenkopf und einem leuchtend blauen Schwanz, und wir hätten nie gedacht, dass die Zucht so sensibel und arbeitsaufwendig ist. Jeden morgen überprüfen wir, ob neue Eier gelegt wurden. Die Tierbehausungen müssen gepflegt und gesäubert werden – sowohl die Terrarien mit den kleineren Exemplaren, als auch die Freiluftgehege mit den großen. Das kostet täglich viel Zeit.

Es ist für uns eine vollkommen neue Erfahrung mit so kleinen Tieren zu arbeiten und plötzlich mit derartigen Zuchtprogrammen konfrontiert zu sein. Wir diskutieren, für wie sinnvoll wir die umfangreiche Arbeit halten. Ist es wichtig, dass genau diese Echsenarten weiterhin auf der Welt vorhanden sind, wo es doch noch zahlreiche andere gibt, auch hier?

Und dann passieren auch ganz lustige Dinge. Als wir vorgestern durchgeschwitzt nach Hause kommen und nach einer Dusche lechzen bemerke ich beim Ausziehen, dass mir etwas über den Körper kriecht. Einer der Geckos, von denen wir heute 86 weitere gefangen haben, um sie zu zählen und ihre Behausung zu reinigen, hat es sich bei mir unter dem Uniformhemd gemütlich gemacht und ist mit nach Hause gefahren. Zum Glück konnten wir ihn fangen und am nächsten Morgen wieder mitnehmen.

Unsere Echsen wollen natürlich gefüttert werden, einerseits mit Termiten, andererseits mit Insekten. Beides besorgen wir uns „in the field“. Zum Insektenfangen fahren wir zu viert zum Flughafen. Mit einem Blinklicht auf dem Auto geht es immer wieder entlang der Startbahn, dann zurück mit vollen Gefäßen.

Gestern stand eine neue Aufgabe auf dem Plan. Zu viert haben wir 36 Kameras im Regenwald eingesammelt, die seit November die Bewegungen von wilden Katzen aufzeichnen. Die Suche mit dem GPS mitten im Regenwald über Stock und Stein war irre anstrengend.  Die Ranger vermuten mehr als 200 wilde Katzen auf der Insel, die angeblich alles fressen, was ihnen in den Weg kommt. Diese, ebenso wie die Schlangen, Ratten und giftigen Hundertfüßer alles von Einwanderern auf die Insel gebrachten Tiere, sind Grund dafür, dass die Echsen vom Aussterben bedroht sind. Ziel ist es, die wilden Katzen auszurotten. Um das zu erreichen bedarf es umfangreicher Forschungsarbeit. Die Kameras sind Teil davon.

Wir empfinden die Arbeit als interessant und besonders. Allerdings ist sie auch extrem anstrengend für uns. Zum einen schwitzen wir so stark, dass wir täglich frische Klamotten anziehen müssen, weil alles komplett durchgeschwitzt ist. Zum anderen sind wir diesen körperlichen Einsatz überhaupt nicht gewohnt. Wir sind den gesamten Arbeitstag auf den Beinen, bücken uns viel und sind Abends total erledigt. Ja und dann fällt es uns nach den letzten Monaten natürlich sehr schwer, fünf Tage die Woche arbeiten zu gehen…

Neben der täglichen Arbeit kümmern wir uns um unsere eigene Versorgung. Und das ist hier auf der Insel die bisher größte Herausforderung. Normalerweise kommt alle zwei Wochen ein Schiff aus Australien, dass frische Sachen wie Obst, Gemüse, Milch, Fleisch, Käse, Wurst etc. bringt. Diese Woche kann das Schiff nicht anlegen, weil eine starke Welle in die Bucht steht und der Kran zum Löschen der Ladung zudem kaputt ist. Also fährt es weiter nach Singapur und kommt frühesten in zehn Tagen zurück. Derzeit gibt es auf der Insel weder Kartoffeln, noch Eier, Milch, Gemüse etc. Der Rat unserer Kollegen: Buy what you can get!“ Die Restaurants haben noch Vorräte für maximal zwei Wochen. Gestern gab es plötzlich Tomaten und Kartoffeln sowie Zwiebeln und Salat bei unserem Supermarkt um die Ecke. Das haben wir natürlich genutzt. Auf dem Heimweg wurden wir auch gleich angesprochen: „Did you buy that at the Poon Saan Supermarket? Oh my god!“ Das ist für uns eine gänzlich neue Erfahrung. Bei uns gibt es immer fast alles zu kaufen. Und hier müssen wir plötzlich richtig gut planen.

Bei uns im Nationalparkhaus fühlen wir uns ganz wohl, nachdem wir ordentlich durchgeputz haben. Jeden Abend sitzen einige Geckos an unserem Fenster, und vor drei Tagen haben wir schon zum zweiten Mal einen im Kühlschrank gehabt. Zum Glück hat er überlebt! Manchmal kommt auch eine Kakalake vorbei, leider.

Nun warten wir nach viel Wind und Regen auf ruhigeres Wetter, damit wir in der Bucht schnorcheln können. Die Unterwasserwelt soll fantastisch sein.

one t-shirt a day

Wir sind angekommen. Angekommen in den Tropen, der Schwüle, unserer Barefoot-Station – auf Christmas Island. Die warme Luft schlägt uns wie ein nasses Handtuch um die Ohren. Jeden Tag brauchen wir mindestens ein frisches T-Shirt. Nachts wird es kaum kühler. Nur langsam gewöhnen wir uns an das Klima. Zum Glück hat unsere Unterkunft eine Klimaanlage, was uns gut schlafen läßt. Und die Terrasse mit Meerblick verwöhnt uns täglich mit einer frischen Brise. Hinzu kommt das gut ausgestattete 120 Quadratmeter Haus des Nationalparks, dass wir ganz alleine nutzen. Es könnte wirklich schlimmer sein.

Unsere Anreise auf diese kleine Insel mitten im Indischen Ozean gibt uns einen Vorgeschmack auf unsere Reisewochen nach Christmas Island. Wir planen, einige Zeit in Indonesien, dem bevölkerungsreichsten islamischen Land, zu verbringen. Die Übernachtung in Jakarta hat uns die Auswirkungen direkt spüren lassen: Abends, nachts um vier Uhr und morgens schallt der Muezzin durch die Boxen im Hotelflur und ruft zum Gebet. Und bei den Uhrzeiten unterschiedlicher Städte auf der Welt steht statt Paris Mekka.

Nach dem kurzen Aufenthalt im vollen, quirligen und lauten Jakarta ist Christmas Island eine Oase der Ruhe. Weniger als 2.000 Menschen leben auf der zu Australien gehörenden Insel, die am 25. Dezember 1643 von einem Seefahrer gesehen wurde und daher ihren Namen hat. Die Insulaner stammen aus China, Malaysia und Australien. Wir kommen am Chinese New Years Day an und starten mit zwei Feiertagen in unser Volunteering im Nationalpark. Perfekt um dem Jetlag ganz entspannt zu begegnen.

Und so gelingt es uns bereits in den ersten drei Tagen unseres Aufenthalts nahezu das gesamte Sightseeing-Programm zu absolvieren. Ist ja klein die Insel. Zu unserem Glück leihen uns Amy und Brendan, ein australisches Paar, das wir vor fünf Jahren in Kenia und Tansania kennen gelernt haben, ein Auto. Und sie versorgen uns mit Lebensmitteln. Auf Grund der Feiertage ist nämlich alles hier geschlossen. Als wir dann endlich dazu kommen, unsere Schränke mit Vorräten zu füllen, staunen wir nicht schlecht. Auf dem kleinen Eiland in the middle of nowhere sind die Preise horrende, teilweise astronomisch. Schließlich wird alles per Schiff oder Flugzeug aus dem weit entfernten Australien hergeschafft. So sind ein Apfel und eine Birne nicht unter einem Euro pro Stück zu bekommen. Absolutes Luxusgut sind Weintrauben zum Preis von etwa acht Euro pro Pfund (allerdings bereits mit braunen Stellen) oder ein Salatkopf für elf Euro. Hinzu kommt die schlechte Qualität der frischen Waren und die Tatsache, dass man sie nur selten bekommt.

Amy und Brendan leben bereits seit zehn Jahren auf der Insel und wissen, wo frisches Obst und Gemüse zu haben ist. Zwölf Kilo Bananen von der Staude aus dem eigenen Garten reifen bereits im Haus der beiden. In einigen Tagen bekommen wir eine Lieferung. Freunde von ihnen züchten Avocados, von denen wir ebenfalls profitieren. Und in unserem Garten wachsen Papayas, die hoffentlich bald reif werden.

Jeder Ausflug, den wir machen, hat auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit sowie der herrlichen Buchten einen Badestopp. Trotz einer Wassertemperatur von etwa 28 Grad, ist die Abkühlung willkommen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt länger als 30 Minuten am Stück im Meer gelegen habe, einfach so. Hier wird es schnell auch mal eine ganze Stunde im knietiefen Wasser in einer Traumbucht. Oder unter dem warmen Süßwasserstrahl eines Wasserfalls.

Am lustigsten sind die tausenden roter Krabben, die einem überall auf der Insel begegnen. Man weicht ihnen ständig aus mit dem Auto. Auch am Strand sind sie zu finden, ebenso im Urwald.

Ja, so also ist das Leben hier auf der Insel, wo wir die nächsten Wochen verbringen werden. Die Arbeit im Nationalpark startet, wir werden eingekleidet und bekommen eine Einführung. Und sind sehr gespannt, was uns erwartet…

auf ins barfußleben!

Morgen starten wir in den dritten Teil unseres Reisejahres. Wir werden häufig gefragt, wo genau wir ihn verbringen. Die meisten haben von unserem Ziel, der kleinen australischen Insel Christmas Island, noch nie etwas gehört. Spiegel online hilft weiter mit diesem am ersten Weihnachtstag veröffentlichen Beitrag. Seit der Lektüre freuen wir uns noch mehr auf unsere Zeit dort und unseren Job als Ranger Volunteers.

Tauchen vor Christmas Island

In den oft unerforschten Revieren der Weihnachtsinsel dürfen sich Taucher noch als Pioniere fühlen. Manchmal bekommen sie ein einzigartiges Naturschauspiel geboten.

Von Linus Geschke

Einmal im Jahr kommt Christmas Island, die Weihnachtsinsel im Indischen Ozean, vollständig zum Stillstand: Nichts geht mehr, wenn 42 Millionen ihrer Bewohner aus dem Dschungel an den Strand ziehen. Straßen werden gesperrt, Tankstellen färben sich rot, und Schulen werden geschlossen. Sämtliche Unterkünfte sind belegt, meist mit Fotografen und ökologisch Interessierten, die sich ein einzigartiges Naturschauspiel nicht entgehen lassen wollen.

Denn es geht um 42 Millionen knallrote Krabben – auf diese Anzahl haben Forscher sie kürzlich geschätzt. Wenn die nur hier und auf den benachbarten Kokosinseln vorkommenden Weihnachtskrabben irgendwann im November ans Meer ziehen, um ihre Eier abzulegen, geht auf der Insel gar nichts mehr.

Vor hundert Jahren, sagt Joe Bellman, der in der Hauptstadt Flying Fish Cove einen kleinen Laden betreibt, gab es wohl noch viel mehr davon. Doch dann kam der Phosphat-Abbau und mit ihm die Menschen, die Rodung kleinerer Gebiete. Auch heute noch ist die Branche mit 192 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der nur knapp 2000 Einwohner der Insel, selbst wenn der Tourismus aufgeholt hat.

Und es könnten nun noch mehr werden – insbesondere jene Art Touristen, die in Neopren gekleidet und mit einer Pressluftflasche auf dem Rücken mehr an der Welt unter als an jener über Wasser interessiert sind. Seit September 2016 gibt es die erste Tauchstation einer internationalen Kette auf Christmas Island. Wer hier abtaucht, darf sich noch als Pionier fühlen.

Und die Taucher kommen, weil die Unterwasserwelt um Christmas Island als ebenso unberührt wie fischreich gilt. Weil sich die Insel vulkanischen Ursprungs aus mehr als 4000 Meter Tiefe erhebt, von nahezu senkrecht abfallenden Steilwänden umgeben ist und deshalb als Anziehungspunkt für alles Große dient, was in diesem Teil des Indischen Ozeans herumschwimmt. Insbesondere dann, wenn die ersten Krabben aus den Eiern schlüpfen.

„Für Walhaie sind die winzigen Jungtiere ein gefundenes Fressen“, sagt Sandra Yoshida, die auf Christmas Island als Tauchlehrerin arbeitet. „Sie enthalten viel Eiweiß und sind leicht zu fangen. Als bis zu zwölf Meter langer Fisch muss man einfach nur mit weit geöffnetem Maul langsam durch die Suppe schwimmen, um satt zu werden.“

Das tun die Walhaie zwischen Dezember und März dann auch. Zu Dutzenden. Sogar der erste Tauchkurs musste schon unterbrochen werden, weil die sanften Riesen die Schüler einfach zur Seite geschoben haben. 13 Walhaie haben sie allein in den vier Tagen gesehen, die so ein Tauchkurs dauert – das ist mehr, als die meisten Taucher in einem ganzen Taucherleben vor die Maske bekommen.

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Mühselig: Die Zähmung des Amtsschimmels

Dass neuerdings überhaupt Taucher in nennenswerter Anzahl nach Christmas Island kommen, ist einem Deutschen zu verdanken. Walter Harscher besitzt eine ganze Kette von Tauchbasen, dazu Deutschlands größten Tauchreiseveranstalter. Sechs Jahre lang hat er davon geträumt, auch auf Christmas Island ein Center zu eröffnen. Seit dem Tag, an dem er die Insel zum ersten Mal betreten hat.

Dass die Umsetzung so lange gedauert hat, lag an den bürokratischen Hürden. Christmas Island liegt nur 350 Kilometer südlich von Java, politisch gehört die Insel aber zu Australien. Jede Anreise von Europa aus muss über das australische Perth gehen, 2600 Kilometer entfernt, andere Verbindungen gab es zu der Zeit nicht. Dazu zeigte sich die australische Regierung Ausländern gegenüber, die auf der Insel ein Unternehmen gründen wollen, nicht gerade aufgeschlossen.

Harscher war schon kurz davor aufzugeben, als er auf Barry Haase traf. Der 71-Jährige saß 15 Jahre lang im australischen Parlament und lebt jetzt auf Christmas Island. Er weiß, dass die Insel ohne Tourismus keine Zukunft hat. Außer der Krabbenwanderung und dem Phosphat gibt es nur wenig, was die Einheimischen wirtschaftlich nutzen können. Rund zwei Drittel ihrer Oberfläche besteht aus einem Nationalpark, der größtenteils von einem undurchdringlichen Regenwald bedeckt ist. Die Bevölkerung hat oftmals keine Arbeit, ein Teil hat Christmas Island bereits verlassen. Haase ebnete Harscher daraufhin den Weg, führte ihn durch die Instanzen, hin zu dem sanften Tourismus, der beiden vorschwebte.

Ein Aufwand, der sich für den Deutschen dennoch gelohnt hat. „Anders als in weiten Teilen Asiens ist das Meer rund um die Insel noch völlig unberührt“, erklärt er. „Vor Christmas Island war noch kein einziges Industrieschiff unterwegs, wurde noch nie mit dem Netz gefischt. Es gibt nur einen Fischer, der dies beruflich macht, und der angelt mit zwei Rauten. Auch sonst wirkt das Eiland wie aus der Zeit gefallen. Ich war jetzt siebenmal hier und habe nie ein Haus gesehen, das abgeschlossen war. Jeder lässt in seinem Auto den Schlüssel stecken, wenn er aussteigt. Es gibt auch keine abgeschotteten Hotelanlagen wie in anderen Gegenden: Alle Touristen leben mitten unter der Dorfgemeinschaft.“

Und die lange Anreise für seine meist aus Deutschland stammenden Gäste? Harscher zuckt die Schultern. „Wir haben von Garuda Airlines jetzt einfach einen Flieger gemietet, der jeden Samstag von Jakarta aus in nur 45 Minuten nach Christmas Island fliegt. Einen Teil der Plätze füllen meine Taucher, die anderen Einheimische, die sich über die schnelle Verbindung nach Asien freuen.“

Ein Tauchgang, fünf Hai-Arten

Seine im September 2016 eröffnete Basis bietet jetzt maximal 25 Tauchern Platz, und sie entdecken ein Gebiet, das auch ohne Krabben zu den aufregendsten der Welt gehört. Fast lotrecht fallen die Steilwände rund um die Insel ab, sind über und über mit Weichkorallen behangen. Riesige Schwärme kleinerer Barscharten drücken sich an sie, um dem Appetit der umherstreifenden Haie zu entgehen. Meistens sind es Schwarzspitzen- oder Weißspitzen-Riffhaie, durch die immer wieder Gruppen von Grauen Riffhaie stoßen.

Wenn man jedoch den Blick von der Farbenpracht des Riffes abwendet und ins Freiwasser schaut, sieht man auch größere Konturen, die sich langsam aus dem Blau schälen. Dann kommen sie näher, werden schärfer, weniger verschwommen. Eine ganze Schule Hammerhaie, unter die sich noch zwei Seidenhaie gemischt haben. Das Bild erinnert jetzt ein wenig an Galapagos, nur bunter und wärmer.

Und kaum eines der Tiere zeigt Scheu. Bis auf Armeslänge nähern sie sich den Tauchern, nicht aggressiv, eher neugierig. Auch für sie scheinen die Unterwassersportler eine Abwechslung darzustellen. Drei, vier Minuten dauert das Zusammentreffen, dann ist die Neugierde erloschen – zumindest auf Seiten der Hammerhaie, die wieder im endlosen Blau verschwinden.

Nur die Walhaie und die angekündigten Tigerhaie lassen sich heute nicht blicken – vielleicht wären sieben verschiedene Haiarten bei einem einzigen Tauchgang aber auch zu viel des Guten. Außerdem ist morgen auch noch ein Tag. Wahrscheinlich wird er genauso sein wie gestern oder vorgestern: Die Uhren gehen immer noch sehr langsam auf Christmas Island.

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chrisbrayphotography.com

 

barefoot

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Drei Monate barfuß laufen. Immer eine kurze Hose anhaben. Jeden Tag einfach ins Wasser springen, ohne zu frieren. Mit den Füßen im Sand Abendessen. Und Palmen, Meer, Sonne jeden Tag. Davon träumen wir seit Jahren.

Die dritte Station unserer 12-monatigen Reise soll uns diesen Traum erfüllen.

Mitte Januar 2017 fliegen wir zunächst nach Christmas Island. Das ist eine kleine australische Insel, die eine Flugstunde südlich von Jakarta/Indonesien liegt. Über Jakarta erreicht man die Insel mit einem Flugzeug, dass Christmas Island nur alle zwei Wochen Samstags anfliegt.

Während einer Reise durch Kenia und Tansania vor ein paar Jahren haben wir Amy und Brendan kennen gelernt. Sie sind Australier und leben auf Christmas Island. Amy ist Lehrerin, Brendan arbeitet als Ranger im National Park. Unser Wunsch, im dritten Teil unserer Reise für ein Projekt zu arbeiten brachte uns auf die Idee Brendan zu fragen, ob der National Park Volontäre braucht. Er war begeistert und freut sich auf unsere Unterstützung bei zahlreichen Tier- und Naturschutzprojekten. Wir planen einen Aufenthalt von  circa sechs Wochen.

Danach fliegen wir zurück nach Asien und reisen entweder auf den Philippinen, Malaysia oder in Indonesien. So ist der Plan.