großer see und kleine brötchen

Unsere Woche 14 ist für uns ganz ungewohnt: Viel Wind nur von vorne, wenig Sonne, immer mal wieder Regen und mühsames Motoren durch den Kanal. Die so schöne erste Woche durch den Göta-Kanal wird abgelöst durch anstrengende, ermüdende und so ganz ungewohnte Tage. Von Sjötorp kämpfen wir uns buchstäblich über den Vänernsee, dessen Welle wirklich fies ist. Der See ist Schwedens größter und insgesamt 11 mal so groß wie der Bodensee. Wir schaffen es, 39 Meilen bis Spiken zu kreuzen, und das bei bis zu 23 Knoten Wind. Zum ersten Mal seit langer Zeit ist mir die Barbie zweimal aus dem Ruder gelaufen. Das kennen wir nicht von ihr. Einfach zu viel Wind und Welle. Wir backen kleine Brötchen. Spiken versöhnt uns. Ein Fischerdorf mit vielen Touristen, Buden, die köstlichen geräucherten Fisch verkaufen und einem beschaulichen kleinen Hafen. Wir bleiben gleich zwei Nächte, weil wieder einmal verdammt viel Wind von vorne steht.

Von Spiken haben wir eine Fahrradtour zum Schloss Läckö gemacht. Und läckö miö, das hat sich gelohnt.

Und dann wieder dieser Vänernsee mit seiner unglaublich ätzenden Welle genau von vorne. Statt viel Wind hatten wir tags drauf wenig. Also wieder mal motoren, die Welle der Vortage war aber noch da. Kein Spaß. Statt über den See kommen wir nur bis Dalberga, weil wir nicht noch weitere drei Stunden das Nageln unseres treuen zuverlässigen Volvo Penta ertragen wollen. Für morgen ist wieder viel mehr Wind angesagt. Da sollte es klappen mit dem segeln.

Dalberga ist eine gute Alternative zum ursprünglich geplanten Vänersborg. Endlich haben wir an diesem beschaulichen Ort Blaubeeren gefunden. Und zum Frühstück gab es Blaubeerpfannkuchen. Was anderes gibt die Küche auch derzeit nicht mehr her. Wir sind leergefressen und brauchen dringend einen Supermarkt. Zum Glück hat der kleine Laden am Ort noch ein Ei für den Pfannkuchen.

Am nächsten Tag gelingt uns dann der Coup. Wir schaffen es über den See. Der Wind kommt wieder mal genau von vorne und wir kreuzen die letzten 15 Meilen auf. Kurz vor Vänersborg erwischen uns fette Böen unter Vollzeug. Kein Spaß zwischen einigen Untiefen. Wir kommen ein wenig in Stress und pampen uns an.

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Drisswetter!

Aber endlich durch die Brücke ist alles wieder gut und wir motoren gemütlich zum Tagesziel nach Trollhättan. In dieser Gegend Schwedens leben übrigens die meisten Elche. Wir sehen leider keinen einzigen. Dafür bekommen wir wieder Besuch. Freund Rudi reist mit seiner Tochter Joana eine Woche durch Schweden, und die beiden verbringen eine Nacht bei uns an Bord. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren alle zusammen mit Rudis Auto in den nächsten Supermarkt. Endlich wieder Wurst, Käse, Obst, Gemüse, Fleisch, Brot, Kekse und was der Mensch noch so braucht! Herrlich! Und dazu noch zwei Kanister Diesel. Denn der geht in diesen Tag weg wie warme Semmeln.

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Besuch an Bord: Joana, Moni und Rudi

Die beiden letzten Tage vom Kanal sind in Bezug auf die Landschaft eher unspektakulär. Der frische Wind kommt weiterhin von vorne, immer mal durchsetzt mit einem Regenschauer. Spektakulär sind die hohen Schleusen, in denen wir nun auf Meereshöhe runter schleusen. Das klappt bei uns ganz wunderbar, anders als bei einem deutschen Schiff hinter uns, das plötzlich quer in der Schleuse steht.

Wir passieren noch einige Brücken und dann sind wir in Göteborg. Mitten in der Stadt machen wir im Hafen Lilla Bommen fest. Hier wimmelt es vor Booten aus Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Dänemark.

Nach Tallinn, Helsinki und Stockholm ist Göteborg unsere vierte Großstadt auf unserem Törn. Mit den Rädern gelingt es uns, einen guten Überblick zu bekommen. Und wir treffen unsere Motorbootfreunde Annsofie und Pär wieder. Sie leben in Göteborg und zeigen uns auf einer kleinen Sightseeingtour weitere besondere und historische Orte der Stadt. Abends laden sie uns bei sich zuhause zum Essen ein. Super nett!!!

 

Die kommenden Tage werden wir wohl im Göteborger Hafen Langedrag verbringen. Es ist sehr viel Wind angesagt. Unser Windmesser zeigt heute morgen stolze acht Beaufort an. Dazu Regen und Kälte. Nicht schön…

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So richtig eingeweht bei Göteborg

In den letzten beiden Wochen sind wir einmal quer durch Schweden gefahren. Dem Andi ist das ganze etwas zu viel fahren statt segeln. Ich habe den Göta-Kanal sehr genossen, auch weil das Wetter so toll war, wir nette Freunde an Bord hatten und die Stimmung dort einfach besonders ist. Noch einmal würden wir diese Passage nicht machen. Aber wir haben es ja jetzt auch erlebt. Und dadurch viele Meilen auf unserem Rückweg gespart.

Wir hoffen, dass die momentane Schlechtwetterphase nur eine kurze Kapriole der Natur ist. Unser nächstes Ziel sind die Westschären nördlich von Göteborg. Und dafür brauchen wir Sonne und weniger Wind.

2 Gedanken zu “großer see und kleine brötchen

  1. Silke Vogelheim

    Liebe Moni, lieber Andreas,
    Eure Reiseberichte sind toll und machen Lust auf mehr. Ich bekomme auf jeden Fall Fernweh! Wir sind gerade von einem Segeltörn in Kroatien zurück. Es war alles dabei: Bora, romantische Sonnenuntergänge, Gewitter, Rettungsaktionen, karibischen Buchten, nette Menschen und viel Segeln.
    Wenn ich von Euren Erlebnisse hören: Nachtfahrt, Begegnung mit U-Booten, Delfinen und Robben, Sonnenuntergängen, einsame Buchten, hilfsbereite Menschen, perfekten Regenbogen, Wolkenformationen, Schleusen, Freiheit, Abenteuer, dann möchte ich auch gleich wieder los!! Ich bin sehr neidisch!
    Euch noch eine tolle Reise.
    Silke

    PS: Ich hoffe, das Foto “ Drisswetter“ ist ein bisschen mit Photoshop bearbeitet. Da kann einem ja Angst und Bange werden….

    Gefällt 1 Person

  2. Simone Willebrand

    Oh, oh, das sieht alles sehr schwierig und anstrengend aus, aber ihr seid ja Profis. Wünsche euch
    und auch uns in Deutschland besseres Wetter. Liebe Grüße Simone

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