zu viert im fünf-knoten-takt

Wir sind gespannt auf den Göta-Kanal. Er zieht sich mitten durch das Land und wird „Das Blaue Band Schwedens“ genannt. Im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung geplant wurde er schon einige Jahre nach Fertigstellung von der Eisenbahn abgelöst und dient heute nur noch dem Tourismus. An den Schleusen stehen viele Schaulustige und glotzen. Das Schleusen klappt bei uns super, weil wir zu viert sind. Mit Tom und Tinne haben wir die perfekte Unterstützung. Es bleibt Zeit für Wein, Leckereien, Musik und Tanz.

Ihn dieser Woche sind wir bis Sjötorp am Vänernsee gekommen. Insgesamt 58 Schleusen, davon 38 rauf und 20 runter, und 90 Seemeilen haben wir geschafft. Und dabei viele Bekanntschaften geschlossen und Gespräche geführt. Sehr schön ist es mit dem „Schleusenpersonal“, alles Studentinnen und Studenten, die das als Sommerjob machen. Sie sind alle supernett, total kommunikativ und sehr auskunftsfreudig. Den Höhepunkt mit Ihnen haben wir an Andis Geburtstag erreicht. In jeder der insgesamt 16 Schleusen an diesem Tag haben wir ihm ein Geburtstagslied gesungen. Jakob und in der übernächsten Schleuse seine Kollegin Maja greifen das auf und stimmen schwedische Geburtstagslieder an. Total süß!

Der Kanal verändert sein Gesicht täglich. Mal geht es durch kleine, beschauliche Orte mit netten Cafés, manchmal über größere Wasserflächen wie den Roxen oder Viken. Wir erinnern uns an das Segeln in Friesland. Beschaulichkeit und Ruhe pur. Der schwedische Sommer erlaubt Badestopps wann immer wir wollen. Es wimmelt vor Kindern und Jugendlichen, die das, wie wir, ausgiebig und ausgelassen nutzen.

Zum ersten Mal sehen wir in Schweden landwirtschaftlich genutzte Flächen, Felder, Kühe. Aber auch dichte Wälder, große und imposante Bäume. Der Göta-Kanal hat einen langen Wander- und Fahrradweg neben sich, genutzt von Radlern, Joggern und Spaziergängern. Und von Tobi.

Nichts ist planbar im Göta-Kanal. Manchmal schlüpfen wir durch eine Schleuse nach der anderen. In Borensberg kommen wir um 14.00 Uhr an und schleusen zwei Stunden später gemeinsam mit einer deutschen Yacht, die bereits fünf Stunden gewartet hat. Entsprechend maulig war der Skipper und liess uns das mächtig spüren. Als er den „verrrantworrrtlichen Schiffsführerrrr“ sprechen will, schauen wir uns kurz an und prusten vor Lachen los. Hat nur wenig zur Entspannung beigetragen… Und Andis Titel ist seitdem gesetzt.

Schweden zieht im 4,5-Knoten-Takt an uns vorbei. Vertraut, weil es landschaftlich an Deutschland erinnert. Und insgesamt wenig aufregend (im positiven Wortsinn), gemütlich, langsam, von Muße geprägt. Eben ganz anders als das Segeln auf der Ostsee. Andreas vermisst das Segeln ein wenig, wir drei anderen freuen uns ganz uneingeschränkt des Lebens.

Ein Lichtblick nach all dem Motoren ist der Vänernsee, das „große Wasser“ Schwedens, 11mal so groß wie der Bodensee. Wir freuen uns auf einen Schlag nach Mariestad, der leider mächtig in die Hose geht. 30 Knoten Wind in Böen von vorne sind einfach zu viel für die Barbie. Wir drehen um und fahren zurück nach Sjötorp.

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Sjötorp – die Einfahrt zum Göta-Kanal

Seit fast zwei Wochen sind wir nun zu viert unterwegs. Das gute Wetter macht ein bequemes Leben auf der Barbie möglich. Aufgrund der Enge im Vorschiff schläft Tobi im Salon (auf einem Brett auf dem Flur ist seine Interpretation). Wir haben uns gut eingespielt. Andi und ich müssen uns allerdings nun wieder ans alleine sein gewöhnen, denn die zwei verlassen uns. Aber das wird schon. Schließlich sind wir jung verheiratet:-).

Drei Monate sind wir jetzt unterwegs. Wir werden oft gefragt, wie es sich denn anfühlt, nun auf dem Rückweg zu sein. Wir fühlen uns nicht auf dem Rückweg, im Gegenteil. Weiterhin folgt ein neues Highlight auf das andere. Zudem ist erst ein Viertel unseres gesamten Jahres verstrichen, und wir haben schon so viel erlebt und gesehen!

Das Abenteuer geht weiter.

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