sailing east – von Schweden nach Estland

Das digitale Fasten hat ein Ende. Wir haben nach mehr als einer Woche wieder WLAN!

Vor gut einer Woche sind wir in Kalmar nach zwei Tagen Schietwetter wieder los. 24 Stunden hat es durchgeregnet. Das kann gerne so weiter gehen: Zwei Wochen Sonne pur, dann 24 Stunden Dauerregen. Seit Kalmar scheint sie nämlich tatsächlich täglich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Und jeden Tag kommt ein Grad Wärme dazu. Derzeit sind wir bei Tagestemperaturen von 24 Grad. Sommer!!! Der Heizlüfter ist verpackt, die Merinowolle-Unterwäsche auch.

Aber der Reihe nach. Von Kalmar, einer netten schwedischen Kleinstadt, sind wir nach Borgholm auf Öland und von dort nach Byxelkrog, ebenfalls auf Öland gesegelt. Es ist schon komisch, wir sind fast immer das einzige Schiff im Hafen. Auch unterwegs begegnen wir fast niemandem. Hin und wieder treffen wir ein schwedisches oder auch deutsches Rentnerpaar, das die Saison auf dem Schiff verbringt. Dementsprechend sind die Häfen leer, die Läden geschlossen, die Restaurants ebenso. Wie gut, dass wir perfekt proviantiert sind. Brotbackmischungen, Müslimengen und Schokolade machen sich bezahlt.

Von Byxelkrog geht es nach Visby auf Gotland. Ein 50 Meilen-Schlag, wie er besser nicht hätte sein können. Stundenlanges segeln unter Spinnaker, mäßige Winde von hinten. Echt entspannt. In Visby dasselbe Bild: Vier Schiffe im riesengroßen Hafen. Ein Finne, ein deutsches Boot, ein Schwede und wir. Die Stadt ist toll, viel Kultur und Geschichte.

Es geht weiter nach Färö, eine kleine Insel fast an Gotland dran ganz im Norden. Ein bezaubernder Hafen, noch ein Schiff aus Schweden und einige Wohnmobile. Sonst nur Vogelgezwitscher. Mit den Rädern entdecken wir sehr coole Steinformationen und verirren uns in der Landschaft. Der Pathfinder Andi rettet uns rechtzeitig vor dem sicheren Tod.

Am Samstag steht der Wind gut für unsere erste – und wahrscheinlich auch letzte – Nachtfahrt nach Estland. Wir starten um acht Uhr morgens und wollen 110 Seemeilen bis Saarema segeln. Die Tour wird beherrscht von den Gedanken an den großen BVB, der heute das Pokalfinale gegen die Bayern bestreitet. Den ganzen Tag schicken wir jede Menge Karma nach Berlin bei gehisster BVB-Flagge sowie Schal und Trikot am Mann/der Frau. Hat leider nix geholfen…:-(

Insgesamt war die Nachfahrt easy, was vor allem mit dem Vollmond zu tun hatte. Bei sternenklarem Himmel konnten wir fast lesen, so hell war es. Außerdem ist hier die Nacht bereits besonders kurz. Also kein Problem. Um 5. 30 Uhr sind wir in Veere auf Saarema nach insgesamt 20,5 Stunden, allerdings auch sieben Stunden bei wenig Wind unter Motor. Der Spinnaker stand fünf Stunden und hat uns richtig nach vorne gebracht. Leider mussten wir ihn gegen 23.00 Uhr runterholen, weil es uns zum Spisegeln dann doch zu dunkel wurde.

Kulinarisch war die Überfahrt ein Gedicht. Die von meiner Ex-Kollegin Patricia gekochte Kartoffelsuppe mit Würstchen kam ebenso zum Einsatz wie die selbst gebackenen Kekse meiner Schwiegermutter. Herrlich!

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Köstliches kulinarisches Reisegepäck

Wir wechseln uns bei solchen Strecken stündlich ab, was auch in der Nacht bestens funktioniert hat. Einige Frachtschiffe und ein Kreuzfahrer in Weihnachtsbaumbeleuchtung waren unterwegs, aber wir sind nur ein einziges Mal ausgewichen.

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Sieht weiter aus als es war…

Eine merkwürdige Begegnung hatten wir jedoch an diesem Tag. Mitten auf dem Meer entdecken wir ein schwedisches Marine-Stealthschiff, das seinen Kurs ändert und mit hohem Tempo direkt auf uns zuhält. In nächster Nähe bleiben sie hinter uns stehen. Gleichzeitig fällt unser GPS aus, und das Lot zeigt im Wechsel Wassertiefen zwischen 2,90, 52,50 und 165 Metern an. Ein U-Boot unter uns, und die Schweden haben es entdeckt? Eine Stunde später umkreist uns mehrfach in sehr geringer Höhe ein Militärflugzeug und dreht danach wieder ab. SCARY!

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Was wollten die von uns?

Seit vier Tagen sind wir in Estland und nun auf dem Weg Richtung Tallinn. Dazu später mehr.

4 Gedanken zu “sailing east – von Schweden nach Estland

  1. Bernd Dreier

    Hallo Ihr 2 🙂 Sehr schön zu lesen, was Ihr so treibt und wo Ihr euch so herum treibt!! Noch gehört Euch die Ostsee, noch könnt Ihr Euch die Plätze in den Häfen und die Fahrwasserseite aussuchen. Nicht mehr lange dann kommen sie, beginnend mit den Wochenendausflügler und dann die, die alle wie Ihr auf große Fahrt gehen wollen und werden! Wenn auch nur 2-3-4 Wochen. Aber Ihr braucht ja keine Angst zu haben, selbst wenn die dann alle da waren, seid Ihr immer noch und da und Unterwegs! Ein gaaanz tolles Gefühl!!! Und wenn der Stealht-dampfer dann wieder kommt, wird er es kaum glauben! Die schon wieder, die Barbie 🙂 Es gibt eben auch welche, die sich nicht verstecken wollen und brauchen!
    Euch noch weiterhin viele tolle Tage, und FAIR WINDS 🙂

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