dschungelcamp

Wir sind Volontäre des National Parks of Australia. Mit Uniform – na ja, was man hier so nennt – und ausgestattet mit einem Kompass, Handschuhen, einem Erste-Hilfe-Kit, Moskitospray und Tabletten gegen Dehydration. Und für unsere tägliche Arbeit brauchen wir das komplette Equipment. Wir fühlen uns wie im Dschungelcamp!

Als Teammitglieder des Natural Resource Management Team beginnen wir mit der Pflege von Echsen, die vom Aussterben bedroht sind. Die Kollegen haben das Zuchtprogramm vor einigen Jahren mit den letzten 66 Exemplaren gestartet. Heute liegt die Zahl bei mehr als 1.000 Tieren. Die „blue tail skinks“ sind wunderschöne farbenprächtige Tiere mit Drachenkopf und einem leuchtend blauen Schwanz, und wir hätten nie gedacht, dass die Zucht so sensibel und arbeitsaufwendig ist. Jeden morgen überprüfen wir, ob neue Eier gelegt wurden. Die Tierbehausungen müssen gepflegt und gesäubert werden – sowohl die Terrarien mit den kleineren Exemplaren, als auch die Freiluftgehege mit den großen. Das kostet täglich viel Zeit.

Es ist für uns eine vollkommen neue Erfahrung mit so kleinen Tieren zu arbeiten und plötzlich mit derartigen Zuchtprogrammen konfrontiert zu sein. Wir diskutieren, für wie sinnvoll wir die umfangreiche Arbeit halten. Ist es wichtig, dass genau diese Echsenarten weiterhin auf der Welt vorhanden sind, wo es doch noch zahlreiche andere gibt, auch hier?

Und dann passieren auch ganz lustige Dinge. Als wir vorgestern durchgeschwitzt nach Hause kommen und nach einer Dusche lechzen bemerke ich beim Ausziehen, dass mir etwas über den Körper kriecht. Einer der Geckos, von denen wir heute 86 weitere gefangen haben, um sie zu zählen und ihre Behausung zu reinigen, hat es sich bei mir unter dem Uniformhemd gemütlich gemacht und ist mit nach Hause gefahren. Zum Glück konnten wir ihn fangen und am nächsten Morgen wieder mitnehmen.

Unsere Echsen wollen natürlich gefüttert werden, einerseits mit Termiten, andererseits mit Insekten. Beides besorgen wir uns „in the field“. Zum Insektenfangen fahren wir zu viert zum Flughafen. Mit einem Blinklicht auf dem Auto geht es immer wieder entlang der Startbahn, dann zurück mit vollen Gefäßen.

Gestern stand eine neue Aufgabe auf dem Plan. Zu viert haben wir 36 Kameras im Regenwald eingesammelt, die seit November die Bewegungen von wilden Katzen aufzeichnen. Die Suche mit dem GPS mitten im Regenwald über Stock und Stein war irre anstrengend.  Die Ranger vermuten mehr als 200 wilde Katzen auf der Insel, die angeblich alles fressen, was ihnen in den Weg kommt. Diese, ebenso wie die Schlangen, Ratten und giftigen Hundertfüßer alles von Einwanderern auf die Insel gebrachten Tiere, sind Grund dafür, dass die Echsen vom Aussterben bedroht sind. Ziel ist es, die wilden Katzen auszurotten. Um das zu erreichen bedarf es umfangreicher Forschungsarbeit. Die Kameras sind Teil davon.

Wir empfinden die Arbeit als interessant und besonders. Allerdings ist sie auch extrem anstrengend für uns. Zum einen schwitzen wir so stark, dass wir täglich frische Klamotten anziehen müssen, weil alles komplett durchgeschwitzt ist. Zum anderen sind wir diesen körperlichen Einsatz überhaupt nicht gewohnt. Wir sind den gesamten Arbeitstag auf den Beinen, bücken uns viel und sind Abends total erledigt. Ja und dann fällt es uns nach den letzten Monaten natürlich sehr schwer, fünf Tage die Woche arbeiten zu gehen…

Neben der täglichen Arbeit kümmern wir uns um unsere eigene Versorgung. Und das ist hier auf der Insel die bisher größte Herausforderung. Normalerweise kommt alle zwei Wochen ein Schiff aus Australien, dass frische Sachen wie Obst, Gemüse, Milch, Fleisch, Käse, Wurst etc. bringt. Diese Woche kann das Schiff nicht anlegen, weil eine starke Welle in die Bucht steht und der Kran zum Löschen der Ladung zudem kaputt ist. Also fährt es weiter nach Singapur und kommt frühesten in zehn Tagen zurück. Derzeit gibt es auf der Insel weder Kartoffeln, noch Eier, Milch, Gemüse etc. Der Rat unserer Kollegen: Buy what you can get!“ Die Restaurants haben noch Vorräte für maximal zwei Wochen. Gestern gab es plötzlich Tomaten und Kartoffeln sowie Zwiebeln und Salat bei unserem Supermarkt um die Ecke. Das haben wir natürlich genutzt. Auf dem Heimweg wurden wir auch gleich angesprochen: „Did you buy that at the Poon Saan Supermarket? Oh my god!“ Das ist für uns eine gänzlich neue Erfahrung. Bei uns gibt es immer fast alles zu kaufen. Und hier müssen wir plötzlich richtig gut planen.

Bei uns im Nationalparkhaus fühlen wir uns ganz wohl, nachdem wir ordentlich durchgeputz haben. Jeden Abend sitzen einige Geckos an unserem Fenster, und vor drei Tagen haben wir schon zum zweiten Mal einen im Kühlschrank gehabt. Zum Glück hat er überlebt! Manchmal kommt auch eine Kakalake vorbei, leider.

Nun warten wir nach viel Wind und Regen auf ruhigeres Wetter, damit wir in der Bucht schnorcheln können. Die Unterwasserwelt soll fantastisch sein.

2 Gedanken zu “dschungelcamp

  1. Ihr Zwei seid einfach nicht zu bremsen. Eigentlich kennt man solche Abenteuer nur aus dem Fernsehen von irgendwelchen verwegenen Weltenbummlern. Also Ihr habt meine uneingeschränkte Bewunderung!!! Und wir freuen uns schon darauf, irgendwann all diese Abenteuer auch noch mit einem Live-Kommentar von Euch beim DIA-Abend in HH noch mal erleben zu dürfen. Euch weiterhin viel Spaß beim Retten der Welt (und seltsamer Tiere…)

    Lg

    E.

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  2. Mattn

    Hallo nach down under, Moni hast du nicht am 10.2. Geburtstag? Wenn ja , dann unseren herzlichsten Glückwunsch! Bleib schön gesund und genieße die Zeit in der Natur. So hautnah gibt’s das selten. Wir freuen uns hier immer auf neue Berichte und können die Sauna fast spüren. Auf bald freuen sich mattn und Birgit

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